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ART COLOGNE 2025

6.-9. November 2025

HALL 11.2 BOOTH A 411

COLLABORATIONS
Jürgen Klauke & Annegret Soltau

Messepl. 1
GER – 50679 Köln

In Collaborations auf der Art Cologne begegnen sich mit Annegret Soltau und Jürgen Klauke zwei wegweisende Künstlerpersönlichkeiten, die seit den 1970er- Jahren den menschlichen Körper als zentrales Medium künstlerischer Selbstbefragung und Ausdrucksform eingesetzt haben. Beide gehören zu den Pionier*innen einer konzeptuell und performativ erweiterten Fotografie, die die Grenzen zwischen Selbstinszenierung, Dokumentation und künstlerischer Fiktion radikal neu definiert.

Während Annegret Soltau mit ihren genähten, fragmentierten und sequnzierten Fotografien Themen wie Identität, Mutterschaft und gesellschaftliche Zwänge sichtbar macht, stellt Jürgen Klauke in seinen inszenierten Fotoarbeiten mit kompromissloser Präzision Fragen nach Geschlechterrollen, Körperlichkeit und Identität. Ihre Werke verbinden sich in einem gemeinsamen Interesse an der Transformation des Körpers – als Projektionsfläche, Widerstandsort und Ausdruck innerer Zustände.

Beide haben die Wahrnehmung des Körpers in der Kunst nachhaltig geprägt und die Fotografie als künstlerisches Ausdrucksmittel entscheidend erweitert. Ihre Gegenüberstellung in Collaborations zeigt, wie sich individuelle und kollektive Identitäten in Körperbildern manifestieren – zwischen Verletzlichkeit, Konstruktion und performativer Selbstbehauptung.

Installation views ART COLOGNE 2025
Fotos by Choreo

JÜRGEN KLAUKE

Jürgen Klauke (geb. 1943, lebt und arbeitet in Köln) gehört zu den wichtigsten deutschen Performance-, Foto- und Medienkünstlern. Sein seit Jahrzehnten weg-weisendes Werk beschäftigt sich – ebenso lustvoll wie provokant – mit der trans-formativen Eigenart aller Identitätsbildungen und der Ästhetisierung des Exis- tenziellen. Wir zeigen unter anderem eine Auswahl von vergrößerten Silbergelanti- neabzügen auf Barytpapier von Jürgen Klaukes vor mehr als fünf Jahrzehnten

entstandenen Polaroids. Diese galten dem Künstler seit den späten 1960er Jahren als fotografische Testreihen. Sie erlauben es, Klauke dabei zu beobachten, wie er auf der Probebühne des fotografischen Sofortbildes in großer Spontaneität mit Ideen und Formen experimentierte. Anhand der Polaroids werden die Ursprünge seines Werks sichtbar. Im Februar 2026 erscheint sein Buch Polaroids im Distanz Verlag, herausgegeben von Steffen Siegel.

Jürgen Klauke, Erweiterung I, aus der Serie 70iger, 1972, Silbergelatineabzug auf Barytpapier, 60 x 50 cm, © Jürgen Klauke bei VG Bild-Kunst, Bonn 2025

ANNEGRET SOLTAU

Annegret Soltau (geb. 1946, lebt und arbeitet in Darmstadt) ist eine wegweisende Figur der deutschen feministischen Avantgarde, deren Œuvre sich über mehr als fünf Jahrzehnte erstreckt und verschiedene Medien umfasst. Ausgehend von frühen Zeichnungen und Radierungen erweiterte sich ihre Praxis bald um experimentelle Fotografie, performative Videoarbeiten und Installationen. Im Zentrum von Soltaus Werk stehen wiederkehrende Themen wie Feminismus, Körperpolitik und die Destabilisierung weiblicher Identität. Sie entwickelte innovative Techniken wie die Fotoübernähung, Fotovernähung und die Fotoradierung, mit denen sie die Grenzen der traditionellen Fotografie durch taktile Eingriffe erweitert. Ihre Selbstporträts unterlaufen konventionelle Darstellungen des Weiblichen, indem sie das Bild des Körpers durch Faden und Nadel fragmentieren und neu zusammensetzen, um emotionale Komplexität, innere Konflikte und gesellschaftliche Zwänge sichtbar zu machen. Seit den späten 1970er-Jahren setzt sich Soltau kritisch mit Schwangerschaft und Mutterschaft auseinander – Themen, die in der Bildenden Kunst historisch unterrepräsentiert sind – und erforscht zugleich die verkörperte Erfahrung des Alterns und Fragen der Sterblichkeit. Ihre Bildsprache, die in Deutschland häufig auf Zensur stieß, bleibt radikal und konfrontativ; die jüngste Retrospektive Unzensiert (2025) im Städel Museum in Frankfurt am Main trug dazu bei, diese schwierige Rezeptionsgeschichte zu korrigieren und Soltau die Anerkennung zu verschaffen, die ihr gebührt.

Annegret Soltau, Im Gleichgewicht doppelt, 1980/2015, Fotoradierung, 49,5 x 112 cm, © Annegret Soltau bei VG Bild-Kunst, Bonn 2025